Vergrößerungssoftware mit Windows 10 und Office 2016 – ein Vergleich von ZoomText und SuperNova (Update 26.02.2016)
4. Februar 2016
Autor: Sven-Henrik Klüß
ZoomText und SuperNova sind die am meisten genutzten PC-basierten Vergrößerungsprogramme für sehbehinderte Menschen. Laufen sie gut unter Windows 10? Das sollte unser Probandentest ermitteln.
Der Artikel wurde am 26. Februar 2016 um eine Ergänzung vom SuperNova-Hersteller Dolphin und eine Ergänzung der Firma Papenmeier erweitert. (Außerdem gibt es einen Kommentar von AI Squared.
Im Januar 2015 hatten wir die Vergrößerungssoftwares SuperNova und ZoomText für Windows 8 mit Touch getestet, um zu prüfen, ob sie sich auch ohne Tastatur und Maus bedienen lassen. Nun hat INCOBS erneut die aktuellen Versionen von ZoomText und SuperNova unter Windows 10 mit der neuesten Office-Version 2016 getestet, aber diesmal am Desktop-PC mit Maus und Tastatur.
Was haben wir getestet?
Getestet haben wir die aktuellen Versionen von ZoomText und SuperNova:
- ZoomText mit Sprachausgabe, Version: 10.11.1.481 (43163)
- SuperNova mit Sprachausgabe, Version 15.1
Genutzt haben wir dafür einen Dell Optiplex 3020 mit Windows 10 Pro 64 Bit sowie MS Office 2016. An dem PC angeschlossen war:
- Maus
- Großschrifttastatur
- Monitor (Samsung SyncMaster 214T, 21“)
Wie wurde der Test durchgeführt?
Wir haben einen Probandentest mit einem erfahrenen ZoomText- und SuperNova-Anwender durchgeführt. Bei dem Probanden liegt eine hochgradige Sehbehinderung mit einem Visus von 0,2 bis 0,5 % auf beiden Augen vor. Es ist daher ein Faktor der Vergrößerung zwischen 4- und 6-fach notwendig. Bei diesem Test wurde das Farbschema auf dem Windows-Standard belassen.
Die Aufgaben des Probandentests basierten auf einem Prüfinstrument, das im Jahr 2009 vom INCOBS-Projekt für den Test von Lunarplus, MAGic und ZoomText unter Windows Vista entwickelt wurde. Dieses Prüfinstrument wurde für Windows 10 und Office 2016 aktualisiert.
Der Testablauf wurde in zwei Aufgabenbereiche untergliedert:
- Testaufgaben zu Windows 10:
- Systemstart und Benutzeranmeldung
- Nach neuen Updates suchen
- Dateiverwaltung
- Windows-Suchfunktion Cortana, Web und Windows durchsuchen
- Infobereich nutzen (hier nur Tastaturbedienung)
- Terminverwaltung mit dem Windows-Kalender
- Testaufgaben zu MS Office 2016:
- Neue E-Mails abrufen
- Eine E-Mail schreiben und versenden
- Einen neuen Termin eintragen und anzeigen
- Einen neuen Kontakt erstellen und die Kontakt-Übersicht anzeigen
- Startbildschirm von Word deaktivieren
- Ein Dokument öffnen und bearbeiten
- Eine Tabelle in Word erstellen
ZoomText – Zusammenfassung der Ergebnisse
Der Test hat gezeigt, dass die Basisfunktionen von ZoomText und SuperNova mit Windows 10 bereits gut funktionieren. Das Wichtigste: SuperNova ist noch nicht auf Office 2016 abgestimmt (Probleme bestehen besonders bei Word) und ist deshalb hier noch nicht befriedigend nutzbar. Das soll sich mit einem Update bald ändern. ZoomText unterstützt das Arbeiten mit Office 2016 besser, stürzt aber beim Aufruf des App-Readers und des Doc-Readers ab. Wer diese Funktionen braucht, muss sich ebenfalls noch bis zum nächsten Update gedulden.
Wichtige Punkte bei ZoomText
Wir haben die aktuelle Version von ZoomText (10.11.1.481) für unseren Test eingesetzt, die jetzt unter Windows 10 funktioniert. Der Funktionsumfang hat sich im Gegensatz zur Version 10 nicht verändert. ZoomText nutzt in der Ausgangseinstellung die in Windows 10 integrierten Stimmen. Nach der Installation können andere Stimmen nachträglich installiert werden. Es gibt eine Auswahl von Stimmen für die Sprachausgabe auf der AI Squared Website, die Nutzer dort herunterladen können. Es handelt sich dann um dieselben Stimmen, die auch SuperNova verwendet.
Wir haben im Test die Windows-Stimme Hedda Desktop Deutsch verwendet.
Es gibt manchmal Fehldarstellungen auf dem Desktop (vergl. Abb.1).
Abb. 1: Sporadisch auftretende Fehldarstelllung bei ZoomText
Bei der Nutzung von Outlook und dem Kalender zeigten sich häufiger Lücken bei der Sprachausgabe und Fehler bei der Fokusbehandlung. Dies mag zum Teil an fehlenden Auszeichnungen in den Office-Programmen liegen. Bei Word 2016 konnten wir hingegen keine nennenswerten Probleme feststellen.
Das Hauptproblem ist jedoch, dass ZoomText unter Windows 10 noch nicht wirklich stabil läuft. In unserer Testumgebung kam es beim Aufruf des App-Readers und des Doc-Readers in Word 2016 regelmäßig zum Systemabsturz. Es half dann nur noch ein Neustart des PCs.
Auch der neue Windows-Browser Edge funktioniert noch nicht richtig mit ZoomText.
Bei der Unterstützung des Windows-Anmeldedialog gibt es seitens ZoomText ebenfalls noch Probleme:
- ZoomText stellt den Anmeldedialog nur nach einem Neustart des Computers vergrößert dar.
- Wenn der Computer heruntergefahren wird und man anschließend wieder startet, wird ZoomText nicht mitgeladen.
- Die Sprachausgabe funktioniert im Anmeldedialog trotz Aktivierung dieser Funktion nicht.
Wir hoffen, dass mit dem für März oder April angekündigten Update von ZoomText die festgestellten Mängel beseitigt sein werden.
SuperNova – Zusammenfassung der Ergebnisse
Bei SuperNova wird die Windows-Anmeldung mit Vergrößerung und Sprachausgabe zuverlässig unterstützt. Ein weiterer Vorteil gegenüber ZoomText ist, dass SuperNova einen eigenen Synthesizer mit guten Stimmen mitbringt (bei ZoomText können Sie zusätzlich heruntergeladen wreden). Die Sprachausgabe ist ausführlicher als bei ZoomText.
Es gibt aber auch hier einige Punkte, die wir kritisieren müssen. Am schwersten wiegt wohl, dass SuperNova in der aktuellen Version noch nicht ausreichend mit Office 2016 kompatibel ist. Daher können wir die Testaufgaben zu Office 2016, besonders bei der Nutzung von Word 2016, nur eingeschränkt durchführen.
Weitere Kritikpunkte:
- SuperNova stellt viele Systemeinstellungen von Windows um.
- Es werden in Office die Tastatur-Kurzbefehle im Ribbon-Band deaktiviert.
- Der Nummernblock wird von SuperNova deaktiviert, weil SuperNova dort eigene Befehle ablegt.
- Die Ansicht des Posteingangs von Outlook wird durch SuperNova verändert: der rechte Lesebereich für die E-Mails ist ausgeblendet.
- Das Verschieben des vergrößerten Ausschnitts funktioniert nur über die Maus.
Nicht gravierend, aber seltsam ist das Text-Rendering bei SuperNova. So erscheinen in einer Ansicht Schriften mit Systemglättung, verpixelt und mit einer eigenen Glättung (vgl. Abb. 2).
Abb. 2: SuperNova rendert zuweilen im gleichen Fenster Schrift auf verschiedene Arten: "Desktop" zeigt Systemglättung, "OneDrive" ist verpixelt, die übrigen Einträge haben eine SuperNova-eigene Glättung.
Der Hersteller Dolphin arbeitet bereits an einem größeren Release für SuperNova, in dem die genannten Fehler hoffentlich beseitigt werden. Dieses Update ist für März oder April 2016 geplant.
Ergänzung vom SuperNova-Hersteller Dolphin
Hinzugefügt am 26. Februar 2016. In einer Reaktion auf diesen Artikel verspricht Dolphin anfängliche Unterstützung (initial support) für Office 2016 im nächsten Update im März 2016 (15.03) und weitere Verbesserungen im Update 15.04 im Sommer. Außerdem gab Dolphin noch folgende Erläuterungen:
- Die beschriebene Voreinstellung der Systemeinstellungen von Windows ist korrekt, aber Nutzer können diese und die Sichtbarkeit der Tastatur-Kurzbefehle unter Allgemein > Erweiterte > Windows Einstellungen > Empfohlene Einstellungen anpassen.
- Das Ausblenden des rechten Lesebereichs in Outlook wird in Update 15.03 behoben werden.
- Verschieben des vergößerten Ausschnitts: Die rechte Kontrolltaste und Pfeiltasten erlauben das Verschieben des Ausschnitts mit der Tastatur. Dies ist in der Hilfe im Kapitel Vergrößerung > Bewegung auf dem Bildschirm beschrieben.
- Die Schriftglättung ist in Version 15.02 Verbessert worden. Auf diese können Nutzer mittels Internet Updater kostenlos aktualisieren.
- Laufschrift ist bereits ab Version 15.02 verfügbar.
- SuperNova Magnifier mit Sprache kann nur Text im Fokus lesen, unter der Maus oder beim Schreiben. Das Programm ist nicht darauf angelegt, Dialoge oder den Status von Bedienelementen (Etwa "Checkbox ausgewählt") zu lesen. Dafür gibt es SuperNova Magnifier & Screen Reader.
Ergänzung von Fa. Papenmeier
Hinzugefügt am 26. Februar 2016. Am 9. Februar schickte uns die Firma Papenmeier einige Hinweise zu unserem Test, die wir hier zum besseren Verständnis des Kontexts wiedergeben.
Generell gibt es unter Windows 10 drei Einschränkungen:
- der eingebaute PDF Viewer ist nicht kompatibel zu Hilfsmittelsoftware - es fehlt die Schnittstelle zum Auslesen des Dokumenteninhalts
- der Windows 10-eigene Email Client ist ebenfalls nicht kompatibel - Microsoft empfiehlt Outlook/Office 2013 (32-bit)
- der neue Microsoft-Browser Edge ist aktuell ebenfalls nicht kompatibel, da die DOM-Schnittstelle, über welche Hilfsmittelprogramme zugreifen, ersatzlos entsorgt wurde. Accessibility Support für den Edge ist fürs vierte Quartal 2016 angekündigt, wird aber wohl auf Grund des fehlenden DOM-Zugriffs qualitativ für längere Zeit nicht an den IE, Firefox oder Chrome heranreichen.
Der ZoomText-Test: Details
Testaufgaben zu Windows 10 (ZoomText)
Die Aufgaben wurden gemäß der für Windows 10 / Office 2016 angepassten Aufgabenbeschreibung vom Protokollanten vorgelesen und vom Probanden umgesetzt. Dabei wurden auftretende Probleme protokolliert.
Die Windows-Anmeldung
Der Anmeldevorgang von Windows wird grundsätzlich durch ZoomText unterstützt. Leider funktioniert dies aber nur nach einem Neustart des Computers. Wird der Computer nur heruntergefahren und anschließend wieder gestartet, wird die Anmeldung durch ZoomText nicht vergrößert. Zu dieser Zeit kann ZoomText auch nicht gestartet werden.
Nachdem das Anmeldefenster erreicht ist, wird der Fokuspunkt nicht automatisch im sichtbaren Bereich angezeigt, er musste mit der Maus durch Herunterziehen gefunden oder ggf. auf dem gesamten Bildschirm gesucht werden. Das liegt wohl am „Minimalmodus“ von ZoomText, der hier noch genutzt wird.
Die Sprachausgabe funktioniert während des Anmeldevorgangs nicht, obwohl sie bei der Installation von ZoomText aktiviert wurde.
Wenn nach der Anmeldung der Desktop erreicht wird, startet ZoomText automatisch und der Desktop wird vergrößert angezeigt. Das Kontrollfenster von ZoomText ist mittig im sichtbaren Bereich des Bildschirms zu finden. Beim Bewegen der Maus wird auch per Sprache „Desktop“ ausgegeben und beim Mouse Over (bei eingeschaltetem Maus-Echo) die Inhalte unterm Mauszeiger vorgelesen.
Nach neuen Updates suchen
Der Computer sollte stets auf dem neuesten Stand gebracht werden. Dazu bietet Windows die Update-Funktion an. Daher haben wir getestet, ob der Anwender bei diesem Vorgang von ZoomText unterstützt wird. Dabei hat ZoomText den Anwender sowohl mit der Vergrößerung als auch durch die Sprachausgabe sinnvoll begleitet.
Dateiverwaltung
In dieser Aufgabe sollte der Anwender Dateien von einem angeschlossenen USB-Stick auf den Computer kopieren.
Im Wesentlichen wird der Anwender durch ZoomText bei dieser Aufgabe gut begleitet. Bei der Tastaturnutzung gibt es folgende Schwierigkeiten:
- Bei „Alles auswählen“ (STRG+A) wird der Fokusrahmen nicht über die gesamte Auswahl hin erweitert, die zuletzt ausgewählte Datei bleibt visuell fokussiert.
- Das Öffnen des ausgewählten Ordners „Test“ über Enter ist nicht möglich, erst nach Nutzung der Pfeiltaste vor und zurück – wohl ein Windows Bug.
- Auch beim Löschen der Datei muss diese erst über Vor/zurück mit den Pfeiltasten aktiviert werden, bevor sie mit der „Entfernen“-Taste gelöscht werden kann.
Folgende Schritte wurden durch die Sprachausgabe nicht effizient begleitet:
- Das Markieren von Dateien
- Das Einfügen von Dateien
- Ausgabe der Anzahl von markierten / eingefügten Dateien
Das Windows-Suchfeld „Cortana - Web und Windows durchsuchen“
In dieser Aufgabe soll nach einer lokalen Video-Datei im User-Verzeichnis „Videos“ gesucht werden. Bei der Tastaturnutzung verliert der Nutzer den visuellen Fokus, wenn die Markierung aus dem sichtbaren Bereich herausläuft. Der sichtbare Ausschnitt wird nicht versetzt. Die Sprachausgabe verfolgt aber den Fokus und liest alles vor. Die Beispiel-Datei „Birke.MOV“ ist über Enter auswählbar. Der Cursor bleibt im Suchfeld.
Im Wesentlichen ist die Begleitung durch Vergrößerung und Sprachausgabe effizient. Der Nutzer hätte aber erwartet, dass der Ausschnitt der Hervorhebung in der Vorschlagsliste (Suchergebnisse) folgt. Tatsächlich bleibt er im Suchfeld, was aber auch Sinn macht.
Der Infobereich auf der Taskleiste
Bei der Nutzung des Infobereichs gibt es keinerlei Probleme mit ZoomText. Der Infobereich kann komplett mit der Tastatur bedient werden, die Sprachausgabe folgt dem Fokus und liest auch die Tooltipps vor. Der Anwender behält stets die Orientierung.
Terminverwaltung mit der Kalender-App von Windows
Die Durchführung dieser Testaufgabe mit der Tastatur ist schwierig. Die Terminverwaltung lässt sich nur sehr umständlich mit der Tastatur bedienen, das ist aber im Wesentlichen ein Mangel der Kalender-App. Doch auch ZoomText macht an manchen Stellen Probleme:
- Das Label „Neues Ereignis“ wird bei Tastaturnutzung nicht vorgelesen (nur das voreingestellte Datum).
- Die Datumsauswahl über Widget lässt sich über Enter öffnen, aber Tage lassen sich nur mit der Maus auswählen. Die Zeitauswahl mit den Pfeiltasten ist möglich.
- Der Fokus kann nicht mit den Pfeiltasten oder der Tab-Taste, sondern nur mit der ALT-Taste aus dem Feld „Ereignisbeschreibung“ herausbewegt werden.
- Die Linien im Kalendergrid sind viel zu wenig kontrastreich, was die visuelle Orientierung erschwert (dies ist natürlich nicht ZoomText anzulasten).
Diese App ist mit der Maus sehr viel leichter bedienbar. Dabei wird der Nutzer auch gut von ZoomText begleitet. Die Sprachausgabe ergänzt dabei die Vergrößerung optimal.
Testaufgaben zu Office 2016 (ZoomText)
Um herauszufinden, ob ZoomText bereits kompatibel mit der aktuellen Version von Office ist, haben wir ZoomText mit Outlook und Word 2016 getestet. Hier zeigt sich, dass ZoomText insgesamt bereits recht gut mit Office 2016 funktioniert.
Neue E-Mail in Outlook 2016 abrufen
In dieser Aufgabe soll der Nutzer neue E-Mails abrufen. Zunächst wird Outlook gestartet. Bei der Durchführung dieser Aufgabe mittels Tastaturbedienung hat der Nutzer nicht immer die Orientierung behalten. Beim Arbeiten mit der Maus ist die Begleitung durch Vergrößerung und Sprachausgabe effizient. Aber die Bedienung mittels Tastatur ist schwierig.
Es kommt häufiger zu Fokussprüngen und -Verlusten. So wird der Fokus nach Aufruf von Outlook zwar erst auf die letzte neue Mail gesetzt, springt aber nach einigen Sekunden auf „Personen suchen“ am oberen Fensterrand. Beim Weitertabben landet der Fokus auf der Anzeige der neuen E-Mail und setzt den Fokus in die Read-Only-Anzeige. Nach erneutem Tabben wird der Fokus in die Suche nach E-Mails für das Postfach gesetzt. Visuell fokussierte Mails lassen sich nicht über Enter öffnen, da diese noch nicht markiert sind. Beim Weitertabben springt der Fokus wieder in das Feld „Personen suchen“. Auch beim Schließen des Dialogs für Namensdetails in der Eingabemaske „Neuer Kontakt“ kommt es zu einem Fokusverlust.
In den Eingabemasken „Neuer Termin“ und „Neuer Kontakt“ werden nicht alle Labels von der Sprachausgabe vorgelesen. Auch die Tastaturkurzbefehle der Menüs werden nicht mit vorgelesen.
Eine E-Mail schreiben und versenden
In dieser Aufgabe schreibt und versendet der Nutzer eine neue E-Mail. Bei der Eingabe im Feld „An“ ist uns Folgendes aufgefallen: Beim Beginn von Texteingaben wird als Auto-Vervollständigung eine Liste von Vorschlägen angezeigt. Bei der Navigation mit "Pfeiltaste-unten" springt der Fokus direkt zum zweiten Eintrag. Erst mit "Pfeiltaste-hoch" wird der erste Eintrag in der Vorschlagsliste fokussiert. Unklar ist, ob dies das wünschenswerte Verhalten ist. Es sieht so aus, als wäre der erste Eintrag der Vorschlagliste bereits virtuell fokussiert, der sichtbare Fokus liegt aber bis zur Eingabe von "Pfeiltaste-unten" weiter auf dem Eingabefeld.
Insgesamt hat der Nutzer bei der Durchführung der Aufgabe aber immer gewusst, wo der Fokus ist und hat auch die Orientierung behalten.
Einen neuen Termin eintragen und anzeigen
Bei dieser Aufgabe soll ein neuer Termin eingetragen werden und anschließend in der Terminübersicht wiedergefunden werden. Hier treten an manchen Stellen kleinere Probleme auf.
Der Nutzer hat nicht immer gewusst, wo der Fokus ist und daher auch die Orientierung verloren. Die Begleitung durch die Vergrößerung sowie durch die Sprachausgabe ist jedoch nicht immer effizient. Vor allem das Finden des zuvor angelegten Termins in der Monatsansicht ist schwierig. Nach Öffnen des Kalenders war der Ort des Fokus unklar. Außerdem gibt es Lücken bei der Sprachausgabe: Statt des eingegebenen Terminnamens liest ZoomText beim Weitertabben „22.1., ein Termin, 12:00-12:30“ vor, obwohl der vergebene Terminname visuell erfassbar ist. Ferner kommt es beim Durchlaufen der Tagesansicht zu schlechten Platzierungen der roten Fokusrahmen, die sich nicht immer an der gleichen Stelle wie der tatsächliche Fokus befinden.
Einen neuen Kontakt erstellen und die Kontakt-Übersicht anzeigen
In dieser Aufgabe wird ein neuer Kontakt erstellt und dieser in der Kontaktübersicht anschließend angezeigt.
In der Eingabemaske „Neuer Termin“ zeigen sich Schwächen bei der Sprachausgabe. Im Dialog „Namen überprüfen / Detail:“ liest ZoomText bei Anrede (Select-Element) und „Namenszusatz“ nur Combobox“ vor. Die Combobox-Inhalte werden jedoch vorgelesen. Nach Schließen der Namensdetails: Speichern unter Combobox werden weder Label noch Inhalt vorgelesen.
Auch die Überschriften von Bereichen (etwa Adressen) werden nicht vorgelesen. Bei den Auswahlpfeilen bei „Geschäftlich:“ sagt ZoomText: „unbenannt-Schaltfläche“ (Dies ist wohl ein Versäumnis der Auszeichnung bei der App). Beim Fokussieren des Adresseingabefeldes wird aber „Adresse“ vorgelesen (nicht sichtbar).
Der Dialog „Telefonnummer überprüfen“ wird beim Aufruf nicht akustisch ausgegeben. In diesem Dialog werden zwar die Label, nicht aber die vorgenommenen Eingaben vorgelesen. Sie werden erst beim erneuten Ansteuern gelesen. Beim Schließen des Dialogs wird der visuelle Fokus nicht auf Kontakteingabemaske zurückgesetzt.
Die Schaltfläche „E-Mail“ ruft den Dialog zur E-Mail-Auswahl aus den Kontakteinträgen auf. Auch hier springt die Pfeiltasten-Navigation direkt zum zweiten Eintrag.
Bei dieser Aufgabe hat der Nutzer fast immer gewusst, wo der Fokus ist und die Orientierung behalten. Lediglich beim Schließen der Telefon-Details kam es zu einem Fokusverlust.
Startbildschirm von Word deaktivieren
Anhand von typischen Aufgaben haben wir die Kompatibilität von Word 2016 mit ZoomText getestet. Seit Word 2013 wird der Nutzer beim Starten von Word standardmäßig von einem Startbildschirm begrüßt, in dem der Nutzer zunächst eine Formatvorlage für ein neues Dokument auswählen muss. Dies ist aber gerade für sehbehinderte und blinde Nutzer umständlich. Daher wird in dieser Aufgabe der Startbildschirm deaktiviert.
Die Aufgabe konnte mithilfe der Tastatur gelöst werden. Die Begleitung durch die Vergrößerung und Sprachausgabe war effizient. Es ist uns aber aufgefallen, dass ZoomText die Tooltipps bei der Bedienung mit der Tastatur nicht vorliest.
Ein Dokument öffnen und bearbeiten
In dieser Aufgabe sollte ein vorhandenes Dokument geöffnet und anschließend auch bearbeitet werden. Es gab keine Probleme bei der Durchführung dieser Aufgabe.
Eine Tabelle in Word erstellen
In der letzten Aufgabe sollte der Nutzer eine Tabelle mit zwei Spalten und drei Zeilen erstellen. Auch diese Aufgabe konnte problemlos durchgeführt werden.
Der SuperNova-Test – Details
Für diesen Test haben wir die aktuelle Version 15.1 von SuperNova getestet. Diese Version läuft stabil unter Windows 10. Sie unterstützt auch zuverlässig den Log-on-Prozess von Windows, sowohl mit der Vergrößerung als auch mit der Sprachausgabe. Ferner bringt SuperNova einen eigenen Synthesizer mit guten Stimmen mit. Wir haben die Stimme „Anna“ eingestellt. Es gibt auch einen Lesemodus, der mit dem App-Reader von ZoomText vergleichbar ist. Ferner verfügt SuperNova auch über einen Dokumenten-Reader, der den gesamten Text in einem neuen Fenster anzeigt und ihn komplett vorliest. Die Funktion Laufschrift, die den Text in einer Zeile darstellt, steht in Windows 8 oder höher nicht zur Verfügung.
Testaufgaben zu Windows 10 (SuperNova)
Systemstart und Benutzeranmeldung
Die Benutzeranmeldung wird von SuperNova komplett unterstützt. Die Anmeldung startet mit Vergrößerung, der sichtbare Ausschnitt wird nach Auswahl des Nutzers jedoch nicht so gesetzt, dass das Anmeldefeld sichtbar ist. Die Sprachausgabe liest aber alles vor (Kennwort - Eingabefeld - geschütztes Feld), so dass die Anmeldung blind erfolgen könnte. Bei der Tastaturnutzung muss man zum sichtbaren Fokussieren des Eingabefensters erst durch verschiedene Elemente durchtabben - wahrscheinlich ist das die Standard-Windows-Reihenfolge.
Wenn der Anmeldeprozess abgeschlossen ist und der Desktop erreicht wird, meldet sich SuperNova mit „Vergrößerer“, das sagt, dass der Nutzer auf dem Desktop angekommen ist.
Die Begleitung durch die Vergrößerung und die Sprachausgabe ist bei Nutzung der Maus und der Tastatur sehr effizient.
Nach neuen Updates suchen
Diese Aufgabe kann vom Nutzer ohne Probleme durchgeführt werden. Die Begleitung durch Vergrößerung und Sprachausgabe ist effizient.
Dateiverwaltung im Verzeichnis „Dieser PC“
Diese Aufgabe kann mit SuperNova vom Benutzer besser gelöst werden als mit ZoomText. Bei SuperNova ist die Fokusverstärkung standardmäßig deaktiviert. Das erleichtert das Lesen von Elementen, die unter dem Cursor sind. Nach dem Aufruf des Explorers befindet sich der Fokus auf „Desktop - Dieser PC“. Auch ist die Navigation im Explorer hier etwas leichter, da die Sprachausgabe mehr ausgibt als unter ZoomText. Aber auch hier wird nicht angesagt, ob eine Datei markiert ist oder wie viele Dateien kopiert oder eingefügt wurden. Der Dialog zum Löschen einer Datei wird nicht von der Sprachausgabe vorgelesen. Der Fokus steht aber auf der Schaltfläche „ja“.
Windows-Suchfunktion Cortana „Web und Windows durchsuchen“
Beim Öffnen mit der Tastenkombination Win+Q kommt es zu einem Flackern: einem horizontalen Hin- und Herspringen der Bildschirmansicht in einem schnellen Takt. Dieses Flackern stoppt aber nach Eingabe von Text in das Suchfeld. Wenn man hingegen nur die Win-Taste drückt, kommt es nur zum einmaligen Springen. Der Bildschirm springt aber auch bei der Eingabe von Begriffen in Suchfeld wieder horizontal hin und her.
Der Nutzer hat stets die Orientierung behalten. Nach dem Aufruf einer Videodatei liegt der Fokus in der linken oberen Ecke des Media-Players. Die SuperNova-Sprachausgabe gibt aus: „Navigationsbereich minimieren“. Die Bedienelemente des Media-Players werden von der Sprachausgabe nicht angesagt, auch nicht bei der Nutzung mit der Maus. Insgesamt ist die Begleitung durch Vergrößerung und Sprachausgabe dennoch effizient.
Infobereich nutzen (hier nur Tastaturbedienung)
Bei dieser Aufgabe gab es keinerlei Probleme, alle Tooltipps wurden durch die Sprachausgabe vorgelesen. Wenn jedoch der Mauszeiger zufällig auch auf dem Infobereich liegt, weiß SuperNova nicht, welcher Cursor verfolgt werden soll und die Sprachausgabe bleibt stumm.
Terminverwaltung mit dem Windows-Kalender
Diese Aufgabe konnte nicht mit der Tastatur gelöst werden. Die Kalender-App ist eindeutig besser mit der Maus bedienbar. SuperNova schaltet standardmäßig den Nummernblock aus, daher konnte der Nutzer das Datum und die Uhrzeit nicht über den Nummernblock eingeben. Die Sprachausgabe liest die Tage im Kalender-Gitter der Monatsansicht vor, wenn man mit der Maus darüberfährt, aber die Termine selbst werden nicht gelesen. Die Sprachausgabe gibt nur die (wenig hilfreiche) Anzahl der Ereignisse aus. Für den Nutzer ist es schwierig, die Orientierung zu behalten. Es kommt auch zu Fokusverlusten: Wenn man mit der Maus auf einen Termin zeigt, springt der Fokus in die linke obere Ecke der App. Das sich rechts neben dem Termin öffnende Fenster wird hingegen nicht fokussiert.
Testaufgaben zu Office 2016 (SuperNova)
Die Kompatibilität von SuperNova und Office 2016 ist noch nicht vollständig umgesetzt. Ferner ist uns negativ aufgefallen, dass SuperNova die Anzeige der wichtigen Tastatur-Kurzbefehle über das Drücken der ALT-Taste in Office deaktiviert. Dadurch ist Office mit der Tastatur schwieriger zu bedienen. Weiter ist uns aufgefallen, dass SuperNova in Outlook im Posteingang den rechten Lesebereich der Mails ausblendet. Er muss von Nutzer über Ansicht > Lesebereich wieder eingestellt werden. Wir haben leider keine Option in SuperNova gefunden, um dieses Verhalten zu beeinflussen. Wir empfinden diesen Eingriff von SuperNova in das System als unnötig und störend.
Neue E-Mail abrufen
In dieser Aufgabe soll der Nutzer neue E-Mails mit Outlook abrufen. Beim Starten von Outlook fokussiert SuperNova den Posteingang und setzt den Fokus auf die erste Mail. Die Sprachausgabe liest den Absender und den Betreff sowie das Datum der Mail vor. Hier kommt es zu keinem Fokussprung wie bei ZoomText. Der Nutzer behält die Orientierung.
Eine E-Mail schreiben und versenden
Bei der Durchführung dieser Aufgabe gibt es an manchen Stellen Probleme mit der Sprachausgabe. In den Feldern „An“, "Betreff“ und im Fenster „Neue Mail“ gibt die Sprachausgabe aus: „Kein Fokus erkannt“. Der Cursor blinkt aber im Feld „An“. SuperNova liest dann aber Eingaben im Feld vor. Die Begleitung durch die Vergrößerung ist gegeben, die Begleitung durch die Sprachausgabe jedoch nicht effizient.
Einen neuen Termin eintragen und anzeigen
Diese Aufgabe ist nur schwer durchzuführen. Es zeigt sich, dass SuperNova noch etliche Kompatibilitätsprobleme mit Office 2016 hat. Das Anlegen eines neuen Termins gelingt, es gibt jedoch erhebliche Schwierigkeiten, den Termin in der Übersicht wiederzufinden. Hier werden zwar die Tage unter dem Mauszeiger vorgelesen, nicht jedoch der eingetragene Termin. Die Sprachausgabe liest nur „ein Ereignis“. Der Fokus springt öfter unerwartet in die obere linke Ecke. Das Fenster, das einzelne Termine anzeigt, wird von SuperNova nicht angesagt.
Eine effiziente Orientierung ist kaum möglich, die Begleitung durch Vergrößerung und Sprachausgabe eher schlecht.
Einen neuen Kontakt erstellen und die Kontakt-Übersicht anzeigen
Auch bei der Erstellung eines neuen Kontaktes zeigen sich Probleme. Die Sprachausgabe liest die Labels im Formular „Neuer Kontakt“ nicht vor. Nach dem Öffnen des Dialogs „Neuer Kontakt“ befindet sich der Cursor im Feld „Name“. Gibt man dort etwas ein, liest SuperNova diese Eingabe auch vor. Wenn man nun die Tab-Taste drückt, wird ein weiteres Formular „Namen überprüfen“ geöffnet. Dieses öffnet sich aber außerhalb des sichtbaren Bereiches, der Ausschnitt wird nicht verschoben. Erst wenn man etwas eingibt, wird der Fokus auf dieses Fenster versetzt. Der Cursor befindet sich dort im Feld „Anrede“, das von der Sprachausgabe nicht ausgegeben wird.
Die Begleitung durch die Vergrößerung ist mäßig. Die Sprachausgabe kann an dieser Stelle ignoriert werden, da sie fast nichts ausgibt. Wenn man die Kontaktübersicht aufruft, liest die Sprachausgabe zumindest den ersten Kontakt vor.
Startbildschirm von Word deaktivieren
Bei dieser Aufgabe gibt es kaum Schwierigkeiten, bis auf die bereits erwähnte Tatsache, dass SuperNova die Tastatur-Kurzbefehle im Ribbon-Band ausblendet. Die Begleitung durch die Vergrößerung sowie die Sprachausgabe ist gegeben.
Ein Dokument öffnen und bearbeiten
Hier zeigen sich sehr deutliche Probleme, die ein effizientes Arbeiten unmöglich machen. Man kann den Cursor nicht mit der Maus an eine andere Stelle im Dokument versetzen. Wenn ein Text markiert wird, um ihn zu bearbeiten, wird die Markierung häufig unerwartet aufgehoben, manchmal funktioniert es aber auch. Ein Arbeiten mit Word und SuperNova ist zum gegenwertigen Zeitpunkt nicht befriedigend möglich.
Eine Tabelle in Word erstellen
Der Nutzer kann eine Tabelle anlegen, SuperNova begleitet das auch über die Vergrößerung und die Sprachausgabe. Wenn es aber daran geht, die Tabelle mit Inhalt zu füllen, versetzt SuperNova den Fokus nicht - der eingegebene Text läuft nach rechts aus dem sichtbaren Bereich heraus. Der Schreib-Cursor wird nicht verfolgt. Es bestätigt sich also auch hier, dass SuperNova und Word 2016 unter Windows 10 noch nicht zusammen funktionieren.
Die Hersteller wurden über diesen Test Informiert.
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